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Tellig
Siedlung Althaus
Grube Theodor
Siedlung Althaus

Historie der Siedlung Althaus bei Tellig

Frühgeschichte von der Gemarkung Althaus
Bei der Rodung durch den RAD (Reichs-Arbeitsdienst) im Jahre 1937 wurden auf Althaus vor- und frühgeschichtliche Hügelgräber zum Teil freigelegt. Wissenschaftliche Auswertungen ergaben, daß auf Althaus vermutlich keltische Siedlungen standen.

Der Name "Althaus"
Der Erzählungen nach stand vor langer Zeit ein altes Haus mit Brunnen, dort wo jetzt die Gehöfe stehen. Näheres über dieses Gebäude ist leider nicht mehr in Erfahrung zu bringen

Allgemeines zum Entstehen der Siedlung Althaus
Im Jahre 1927 wurde der Distrikt Althaus durch den Staat enteignet und der Siedlungs-Gesellschaft Rheinisches Heim zur Besiedlung übergeben. Damals wehrte sich die Stadt Zell mit allen Mitteln gegen diese Enteignung. Doch dann nach der Rodung lag das Land noch mehrere Jahre brach, ohne dem Zweck zugeführt zu werden, zu dem es enteignet wurde.

Im Sommer 1937, als die Rodungsarbeiten auf Briedeler-Heck soweit beendet waren, wurde die Reichsarbeitsdienst-Abteilung 5/246 nach Tellig verlegt.

Die Männer der RAD-Abteilung begannen im Juli 1937 neben ihrer vormilitärischen Ausbildung mit dem Ziehen der Wurzelstöcke. Mit Flaschenzügen, die an sogenannten Rodeböcken aufgehangen waren, wurden die Wurzelstöcke (String) in mühsamer Arbeit rausgezogen.

Zwei Jahre später bei Beginn des 2. Weltkrieges mußten die Männer der RAD-Abteilung am 1. September 1939 in Kasernen einrücken und ihre Holzbaracken (am heutigen Telliger Sportplatz) wurden abgebaut. Die bereits gerodete Fläche auf Althaus wurde den Telliger Bürgern überlassen, zur vorübergehenden landwirtschaftlichen Nutzung.

Doch durch die Kriegsverhältnisse konnte der Distrikt Althaus zum größten Teil nicht bebaut werden und bis zum Kriegsende 1945 war wieder alles mit Ginsterbüschen und Hecken bewachsen.

Nach dem Krieg:
Nach der Einführung der kaufgräftigen DM im Jahre 1948 kam die Urbarmachung von Althaus wieder langsam in Gang. Wo vor dem Krieg noch strake Männerhände die Wurzelstöcke brache, bahnten sich nun große Rodebagger durch die Wildnis.

 

rodebag

Nach der Rodung gründete die Stadt Zell die Genossenschaft "Althaus" und nahm das gerodete Land, ca. 125 Hektar, in Kultur. Dafür wurde der Stadt Zell das Gelände vier Jahre lang vom Rheinischen-Heim kostenlos überlassen.

Inzwischen sind auch die Siedlungs-Gesellschaft und das Kulturamt ernsthaft an die Besiedlung dieses Landstückes herangegangen. Zum Schutz gegen Wildschäden wurde das gesamte Gelände mit einer Größe von ca. 125 Hektar mit einem Wildgatter versehen.

Im Juli 1952 begann dann auf der Höhe oberhalb von Zell eine rege Bautätigkeit. Und innerhalb von verhältnismäßig kurzer Zeit entstanden sieben schmucke Gehöfe auf Althaus - neue Siedler-Stellen für heimatvertriebene Bauern.

Die Entstehung von "Neu-Zell"
Am 24.10.1952 war in der Heimatpresse nachzulesen: "Droben" auf der Höhe entsteht "Neu-Zell".

Harmonisch in die Landschaft eingebettet liegt das kleine Dörfchen, das mittlerweile über 30 Einwohner zählt. Die sieben Gehöfte von Althaus bezogen ein Aussiedler aus Tellig, drei Familien aus den damals ehemaligen deutschen Ostgebieten und je eine Umsiedlerfamilie aus der Tschechoslowakei und Bessarabien sowie ein Spätheimkehrer aus sibirischer Kriegsgefangenschaft. Von Tellig aus wurde mit dem Bau der Siedlungen eine gute Straße errichtet die zu den Gehöften führt.

hausbau

Ein Zeitungsmitarbeiter befragt 1952 einen Aussiedler aus den ehemaligen Ostgebieten bezüglich seiner Herkunft und seinem Lebensweg. Dieser gab an, daß er aus Oberschlesien stamme und Frau sowie vier Kinder zwischen neun und zwölf Jahren habe. Er hatte als Heimatvertriebener einen bitteren Leidensweg hinter sich. Nachdem er einen Gutshof von 200 Morgen verloren hatte, lag er mit seiner Familie ein ganzes Jahr auf der Landstraße. Über Schleswig-Holstein und Würtemberg-Hohenzollern kam er nach ständiger Suche nach einem Pachthof ins Moselland und leistete hier die verschiedensten Arbeiten, um sich und seine Familie zu ernähren. So dauerte es sieben Jahre, ehe er genau wie die meisten Siedler auf der Höhe die Gelegenheit fand, wieder die eigene Scholle zu bebauen. Der Mann und seine Familie hatten den Lebensmut wieder gefunden, eine neue Heimat und ein Ziel vor den Augen.

Die Gehöfte
Jeder Siedlungsbau hatte eine Küche mit fließendem Wasser, fünf Wohnräume, eine Waschküche, Kellerräume, ein Wasserklosett, Schweinestall, Kuhstall und Pferdeständer sowie eine Scheune. Über allen Räumen dehnt sich ein Trocken- und Lagerboden aus. Auch in das Stallgebäude wurde fließendes Wasser gelegt, so daß eine Stalltränke eingebaut werden konnte. Im Hof war vor dem Stallgebäude die Miststätte und die Jauchegrube.

bauplan

Wasser, Strom und Finanzierung
Die ersten Viehbestände auf Althaus waren ein Dutzend Hühner. Großvieh wurde im Frühjahr 1953 durch Vermittlung der landwirtschaftlichen Beratungsstelle Büchenbeuren eingestellt. Maschinen und landwirtschaftliche Geräte wurden ebenfalls von dieser Stelle zentral eingekauft.

Um die neu geschaffenen Siedler-Stellen auf Distrikt Althaus zu erreichen, mußte man den Ort Tellig durchfahren, dessen Straße nicht im allerbesten Zustand war. Aus Tellig heraus führte eine neue Straße (zweiter Ordnung) bis an das letzte der neuen sieben Gehöfte, die in ihrer Bauform nach neuesten Gesichtspunkten erbaut wurden, und den Erfordernissen der modernen Landwirtschaft entsprach.
Von Tellig aus wurde eine Wasserleitung von ca. 1,5 km Länge bis zur Siedlung verlegt. Stromanschluß folgte ebenfalls, so daß der Aufbau der einzelnen Wirtschaften fortschreiten konnte. Da der Distrikt Althaus jedoch Zeller Hoheit ist (und nicht Telliger Hoheit), hatte die Stadt Zell, nachdem alle Siedler eingezogen waren, etwa 30 Einwohner mehr.

Über die Finanzierung des gesamten Projektes ist folgendes zu sagen:
Die Höfe waren unteilbar, mußten also an einen Erben übergehen. Die Abtragung betrug jährlich auf dem Wege der Verrechnung ca. 1.680 DM, hinzu kamen die Zinsen. Die Dauer der Verrentung wurde auf 56 Jahre ausgedehnt. Die ersten drei Jahre waren abtragsfrei und das vierte Jahr ein sog. Anlaufjahr. Vom fünften Jahr an wurde die eigentliche Abtragung bezahlt. Aber die finanzielle Seite machte den Siedlern die geringste Sorge. Sie waren glücklich wieder eine Heimat und Boden unter den Füßen zu haben.
Sie begannen ein neues Leben in der neugeschaffenen Heimat "Althaus".
Auf Althaus war ein neuer Weg beschritten worden. Man war von der Normalform des Dorfes abgegangen, und die Höfe, ähnlich süddeutschen Vorbildern, waren weit auseinandergezogen. Der Vorteil war und ist, daß man die Ländereien so anordnete das jeder Landwirt unmittelbar beim Haus bereits die ersten Felder und Wiesen besaß.

Siedlung Althaus braucht dringend Wasser
Im November 1953 berichtete die Rhein-Zeitung über die ungenügenden Wasserversorgungsverhältnisse auf Althaus. Bei der Trockenperiode im Sommer 1953 mußte man feststellen, daß die Gemeindewasserleitung von Tellig den Anforderungen nicht gewachsen war. Zudem fiel auch noch eine Quelle völlig aus, so daß das vorhandene Wasser selbst zur Versorgung von Tellig nicht mehr ausreichte. Die Folge war,. Daß die Siedlung ganz vom Versorgungsnetz abgetrennt wurde und völlig ohne Wasser war. 40 Einwohner von Althaus, 200 Stück Großvieh und mehrere hundert Stück Kleinvieh saßen völlig trocken.

Die Siedler schritten zur Selbsthilfe und versuchten in der Nachbarschaft Wasser zu finden; sogar einen Brunnen eines alten Jagdhauses zapfte man an. Diese und andere Aktionen hatten leider keinen Erfolg. Notgedrungen half man sich damit, Trinkwasser in Kannen von der damaligen Molkerei in Blankenrath aus mitbringen zu lassen und das Brauchwasser in Jauchefässern von einer fünf Kilometer entfernten Quelle ( Vogthof) heranzuschaffen.

Das wichtigste Problem, die Sorge um eine ausreichende Wasserversorgung für Mensch und Vieh, wurde jedoch anscheinend von den verantwortlichen Stellen (Rheinisches Heim) nicht genügend beachtet. Auch die Zufahrtsstraße von Tellig zur Siedlung Althaus wies nach einjähriger Benutzung schon erhebliche Schäden auf und ließ die gewünschte Festigkeit vermissen. Man war gespannt, wie die verantwortlichen Stellen, in ersten Linie das Rheinische Heim, um eine Abstellung der Fehlerquellen bemüht sein würden.

Neue Quelle entdeckt, neue Straße von der B 53

Neue Quelle entdeckt:
Nach Entdeckung einer neuen Quelle sollte das "Wasser-Übel" an der Wurzel gepackt werden. Die erforderlichen Arbeiten ließen sich nicht in Tagen oder Wochen ausführen, zumal die Jahreszeit sehr weit fortgeschritten war. Die Tatsache, daß das Trink- und Brauchwasser für die Siedler bei Schnee und Eis angefahren werden mußte, war bedauerlich und mit großen Schwierigkeiten verbunden. Außer den Bürgermeistern von Zell und Zell-Land und dem Landrat hatte sich auch die Geschäftsstelle des Bauernverbandes für die schnelle Behebung des Wassernotstandes eingesetzt. Einhellige Meinung war, daß es den Siedlern nicht weiter zugemutet werden kann, das Trinkwasser aus acht Kilometer Entfernung zu holen. Ebenso war es ein unmöglicher Zustand, daß die Gemeinde Tellig längere Zeit ihr Wasser rationieren muß. Kurzfristig wurden laut der Kreisgeschäftsstelle des Bauernverbandes langfristige Kredite für die ländliche Wasserversorgung von der Landwirtschaftlichen-Rentbank in Frankfurt zur Verfügung gestellt.

Neue Straße von der B 53 bis zur Erzgrube Theodor:
Endlich nach langen Bemühungen war es soweit. Das Straßenstück, das die Erzgrube Theodor mit der Bundesstraße 53 verbindet, wurde durch Vertreter des Kreisbauamtes und des Bauherren abgenommen. Aus zahlreichen Debatten in Stadtrats- und Gemeinderatssitzungen wurde bekannt, daß diese wichtige Verbindung, die vor allem durch den Ort Tellig führt, in einem kaum noch befahrbarem Zustand war. Die Finanzierung des Neubaus dieser Straße machte erhebliche Schwierigkeiten, gelang aber Dank dem Verständnis der beteiligten Partner, der Grube Theodor, des Kreises, der Stadt Zell und der Ortsgemeinde Tellig.
Anläßlich der Abnahme versammelten sich die Gäste und Teilnehmer in der Gastwirtschaft Lawen (Heute: Gasthaus zur Linde) in Tellig. Hier umriß der damalige Landrat Dr. Puhl noch einmal die Schwirigkeiten, die es zu überwinden galt, bis sich die Kostenträger einig wurden. Der Landrat stellte das Bauvorhaben als Musterbeispiel eines Gemeinschaftsprojektes heraus und dankte allen, die an den Arbeiten beteiligt waren für das Gelingen des Werkes.
Der Telliger Bürgermeister Dillenburger und Betriebsleiter Böge von der Grube Theodor sagten zu, die zur Erhaltung der Straße notwendigen Maßnahmen durchzuführen, trotz der zu befördernden Erzlasten. Herr Böge bat alle Verkehrsteilnehmer um Verständnis und Rücksichtnahme, wenn sich eines der großen Erzfahrzeuge nähere.

Die "Ur-Einwohner" der Siedlung Althaus

Die sieben Höfe auf dem gerodeten Gelände von Althaus bezogen im Herbst 1952 folgende Familien:

  • Familie Franz Bömmels
  • Familie Robert Theisen
  • Familie Franz Muth
  • Familie August Wagner
  • Familie Franz Baller
  • Familie K.H. Georg
  • Familie Brunslow


Im Spätherbst 1955 kamen noch 2 Aussiedler von Tellig hinzu:

  • Familie Peter Zirwes
  • Familie Karl Zirwes


In dem Gebäude der ehemaligen Erzgrube Theodor fand die Familie Hans Scheid 1972 ihr neues Zuhause.

Aktuelles (?) von Althaus

August 1976:
Waldbrand im Distrikt Althaus:
Im August 1976 vernichtete ein Flächenbrand hinter der Siedlung Althaus mehrere Hektar Waldgelände; bedingt durch einen sehr heißen und trockenen Sommer.
Der akute Wassermangel der Gemeinden Tellig und Althaus erschwerten die Löscharbeiten der einheimischen- und der umliegenden Nachbar-Feuerwehren enorm. Das Löschwasser mußte aus den Nachbargemeinden mit Tankfahrzeugen (der Bundeswehr) und Traktoren angefahren werden.
Zwei Tage brauchten die Feuerwehren, um diesen Großbrand völlig zu löschen. Die abgebrannte Fläche wurde später wieder neu eingepflanzt; größtenteils mit Nadelgehölzen.

Sommer 1979
Gebäudebrand "Anwesen Familie Luke"
Im Jahre 1978 zog die Familie Luke aus dem Sauerland in den ehemaligen Hof Brunslow ein.
Nach der Heuernte im Sommer 1979 brannte ein Großteil des Wirtschaftsgebäudes (Scheune und Stallungen) nieder.
Der gesamte Viehbestend konnte durch beherztes Eingreifen der Nachbarn und der Freiw. Feuerwehr Tellig/Althaus gerettet werden.
Die Brandursache war Selbstentzündung des Heus.

Mai 1992
Großes Feuerwehrfest "40 Jahre Siedlung Althaus"
In der Zeit vom 29. bis zum 31. Mai 1992 feierte die Freiw. Feuerwehr Tellig/Althaus das 40-jährige Bestehen der Siedlung Althaus. Etliche "prominente" Menschen aus der Politik waren vor Ort um den Bürgern und Gästen ihr Geschwafel zu präsentieren.
Ich möchte meine kleine Zeitreise der Siedlung Althaus einfach mit den schönen (und wahren) Worten von Reinhold Zirwes, Bürger von Althaus, beenden:
"Unseren Bürgerinnen und Bürger wünsche ich, daß die Gemeinschaft auf Althaus immer so weiter gepflegt wird wie bisher. Den Nachbarn, Freunden und Gästen wünsche ich, daß sie mit uns Althausern gemeinsam ein schönes Festwochenende verleben."

 

Bulldog

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